Die Sage
Der Stinkenbrunner Feuerdrache
Es war vor sehr langer Zeit an einem schwülen Sonntagsabend. Burschen und Mädchen unseres Dorfes gaben sich am grünen Angerplatz ein Stelldichein. Dort unterhielten sie sich mit Gesang und Tanz. Viele erzählten ihre Erlebnisse und Begebenheiten der vergangenen Wochen. So verging die Zeit und es war schon dunkel geworden. Plötzlich zuckten giftige Blitze am finsteren Himmel. Ein drohendes Gewitter näherte sich dem Orte. Es erhob sich ein orkanartiger Sturm, der den Straßenstaub turmhoch aufwirbelte. Burschen und Mädchen wollten schnell nach Hause eilen. Da zuckte ein heller Blitz und gleich darauf erfolgte ein ohrenbetäubender Krach.
In der nächsten Sekunde sah man einen Feuerdrachen in den Ortsbrunnen stürzen. Da erstarrten für einen Augenblick die jungen Leute. Doch sie erholten sich bald von diesem Schrecken und rannten schnell nach Hause. „Ein Feuerdrachen stürzte in unseren Ortsbrunnen“ schrien sie die Gassen und Straßen auf und ab.
Kein Mensch traute sich zum Ortsbrunnen. Da aber diese das beste Trinkwasser im Dorfe lieferte, durstete der halbe Ort. „Da muß etwas geschehen“ entschied der Dorfrichter. Er ließ verlautbaren, dass derjenige ein Laib Brot und zwei Liter Wein erhält, der Wasser aus dem Schöpfbrunnen holt.
Ein mutiger Mann meldete sich. Er war der stärkste im Ort, der bärenstarke Ortsschmied. Jeder kannte seinen Mut und seine übermenschliche Stärke. Von seiner Schmiede holte er sich seinen schwersten Hammer. Der ganze Ort begleitete ihn zum Schöpfbrunnen. In der rechten Hand seinen Hammer, in der linken einen Eimer, so näherte er sich vorsichtig und langsam dem Dorfbrunnen, um in jedem Augenblick den schweren Hammer auf den Kopf des Drachen niedersausen zu lassen.
Die Dorfbewohner sahen gespannt und aufgeregt zu. Schritt um Schritt näherte er sich dem offenen Brunnen. Nun stand er vor dem Brunnen. Einen Augenblick zögerte er, aber dann fasste er Mut und bückte sich zum Brunnen und schöpfte Wasser. Eine große Spannung lag in der Luft …….! Jetzt wird der Drache mit einem Feuerstrahl den Dorfschmied vernichten…. Aber es rührte sich nichts. Ein erleichtertes Aufatmen bei den Zuschauern und Freude und Stolz beim Schmied.
Da der Dorfschmied auch sehr durstig war, trank er als erster das Wasser vom Schöpfbrunnen. Aber er spuckte es im weitem Bogen sofort aus. Es stank und schmeckte nach verbranntem Schwefel… Von dieser Zeit an wurde unser Ort nach diesem stinkenden Brunnen benannt und hieß (bis zum Jahre 1959) Stinkenbrunn.
Nach OSR Jakob DOBROVICH
(aus „700 Jahre Steinbrunn-Zillingtal – Festbroschüre)